YonDAN KARATE-DO, Übungsleiter Dienstagstraining

Karate-Do ist eins – ein ewiges Beginnen und ein ewiges Werden – in allen Dimensionen des Lebens.
Karate-do kann man als waffenlose Kampfkunst verstehen, die aus Okinawa stammt und in Japan weiterentwickelt wurde. Auf diese Weise wurde sie eine Budokunst, also die Kunst eines Weges (do) der Selbstentwicklung, der körperlich/leiblichen Übung und Ertüchtigung, der Förderung von Gesundheit, langem Leben, sowie dem Gewinn einer Haltung, die man als „Lebenskunst“ bezeichnen könnte.
Karate-do enthält Elemente aus Zen und ist dennoch nicht das gleiche. Karate-do kann in dieser Hinsicht am ehesten als „Zen in Bewegung mit und ohne einem Partner“ verstanden werden. Es wird kein „Satori“ (Erleuchtung) angestrebt, persönliche Entwicklung dagegen ist von zentraler Bedeutung.
Karate-do ist echter Kampf insofern, als es den Kampf (Auseinandersetzung) mit sich selber fördert, auch wenn man mit einem Partner übt.Ziele unseres Karate-do Trainings sind daher:
  • eine Einheit von Körper und Geist bilden/formen
  • einen entschlossenen Geist schaffen
  • technische Fähigkeiten permanent zu verbessern
  • Respekt und Würde zu entwickeln und aufrechtzuerhalten
  • aufrichtiges Interesse und Achtung für Mitmenschen zu entwickeln und beizubehalten
  • eine fortwährende Entwicklung der Person anzustreben
  eine loyale Haltung gegenüber menschlicher Kultur und friedfähigen Zusammenlebens entwickeln.
    (die Bushido-Prinzipien, wie ich sie verstehe; H. Geier)
Essenz unseres Trainings ist die Übung. Insbesondere verstehen wir darunter Waza und Geiko.
Waza ist das Training zur Verbesserung der technischen Fähigkeiten:
Kihon (Grundschule), dieses umfasst die Basiselemente wie Stellungen, Atmung, Bewegung und Abstand. Damit verbunden werden die Techniken gelehrt, wie Treten, Stoßen, Blocken, Ausweichen, usw.
Kata bedeutet „Form“ und ist eine ritualisierte Methode, durch welche das Wesen, die äußere und innere Form des Karate-do weitergegeben wird. Alleine oder in Gruppenübung werden festgelegte (teils sehr alte) Bewegungsmuster (Formen) ausgeführt. In Bunkai werden die Formen in der Anwendung mit einem Partner erprobt.
Kumite ist die Anwendung der im Kihon gelernten Techniken von zunächst stark strukturiertem Kampf zu immer freieren Formen des Dojo – Kampfes. Der Schwerpunkt liegt in den Formen Gohon-Kumite, Sanbon-Kumite, Ippon-Kumite und Jiyu-Ippon-Kumite.
Randori wird nicht verstanden als ein Kampf um des Sieges willen, vielmehr steht zunächst ein spielerischer Dojo-Kampf im Vordergrund. Mit dem weiteren Fortschreiten im Karate- do kann es zu einem echten Geben und Nehmen werden. So kann man den Umgang mit Konfrontation lernen.
„Die Kampfkünste schlecht zu beherrschen, ist die beste Art, sich zu verletzen“ (Musashi)
Geiko bedeutet „nachdenken“, „ die Handlung überdenken“. Dieses meint keine intellektuelle solipsistische Diskussion, sondern die Arbeit an der Wachheit und am Gewahrsein, zielt also auf die Ganzwerdung des Menschen.
Am besten kann Geiko umschrieben werden mit:
  • Übungen der Konzentration
  • Übungen des Gewahrseins
  • Übungen der Achtsamkeit
Im Verlauf des Geiko können sich folgende Erfahrungen einstellen:
  • Konzentration auf einen Zielpunkt, auf den die ganze Energie gerichtet ist
  • „auf den Punkt bringen“;  „einen Punkt setzen“
  • exzentrische, explosive Kraftentfaltung
  • akzentuierte Flexibilität und Ausdruck von klaren Haltungen
  • vitalisierende Wirkung, diese unterstützt die „Belebung des Leibes“
Freude beim und nach dem Training zu empfinden, unabhängig vom Ausgang. 
   „Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er übt.“ (Schiller)
Umgang im Dojo

In unserem Training sind die Rollen von Sensei (Lehrer, schwarzer Gürtel), Sempai (fortgeschrittener Schüler, grüner – brauner Gürtel) und Kohai (weniger fortgeschrittener Schüler, weißer – oranger Gürtel) so zu verstehen, dass in der Gruppe auf wohlwollende Art und Weise zusammen gearbeitet wird. Das Zusammenwirken in der Gruppe soll den einzelnen Schülern  helfen, Fortschritte zu machen, sozusagen Selbstentwicklung durch gegenseitige Unterstützung zu erzielen. Die fortgeschrittenen Karate-ka erkennt man zuallererst an deren Waza und Geiko.
Man wächst mit den Herausforderungen, denen man sich stellt und die man überwindet („meistert“). Es dient also dem eigenen Fortschritt, anderen zu helfen, so dass sie wiederum die Herausforderungen anbieten können, die man selbst braucht.
Genauso dient das Training mit den fortgeschrittenen Schülern der eigenen Verbesserung.
„Gewaltfrei aber nicht kraftlos“ (AA)

Nützlichkeiten, die sich aus dem Karate-do für das tägliche Leben ergeben:

  • körperliche Ebene: Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Anspannungs- und Entspannungsfähigkeit,
  • emotionale Ebene: kennen lernen des eigenen Umgangs mit Wut, Angst, Zorn, Furcht, destruktiver Aggression, Gelassenheit, Mut, Freude, Heiterkeit, Großherzigkeit,
  • Ebene des Willens: Entscheidungsfähigkeit, Entschlussfähigkeit, Ausdauer, Durchhaltevermögen, Überwindung von Verzagtheits-  und Schwachheitsgefühl,
  • geistige Ebene: Zunahme von Wissen, Selbsterforschung, kulturelles Bewusstsein, meditative Kontemplation, Entwicklung eines ästhetischen Sinnes,
  • soziale Ebene: Vertrauen, Zuverlässigkeit, Achtsamkeit, Gemeinschaftsgefühl, Sorge um Andere, Zugehörigkeitsgefühl,
  • ethische Ebene:Auseinandersetzung mit Werten, erarbeiten eigener Tugenden durch „Arbeit an sich selbst“, erwerben einer „engagierten Haltung“ zur Menschheit.